Effizientere Verbrennung und niedrigere Reparaturkosten durch gezielte Optimierung eines Biomasseheizwerks

In diesem Beitrag geht es um ein konkretes Fallbeispiel, bei dem der Sauerstoffgehalt im Rauchgas erheblich reduziert und dadurch der Kondensationsertrag gesteigert werden konnte. Dabei handelt es sich um ein Umbauprojekt, das das Heizwerk von einem hohen Sauerstoffüberschuss hin zu einer nahezu optimalen Luftzahl geführt hat. Wir beleuchten, welche Maßnahmen erfolgten, welche Ergebnisse sich zeigten und warum das Ganze wirtschaftlich wie ökologisch bedeutend ist.
Warum Fernwärme und Biomasse eine starke Kombination sind
Fernwärme hat in vielen Regionen Tradition. Sie bietet eine stabile Wärmeversorgung für Wohnsiedlungen, öffentliche Einrichtungen und Industriebetriebe. Wenn die dafür erforderliche Energie aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, spricht man häufig von Biomasse-Fernwärme. Oft sind es Hackschnitzel, Pellets, Altholz oder andere holzartige Materialien, die in Heizwerken oder Biomasse-Heizkraftwerken verbrannt werden.
Der Vorteil: Lokale Verfügbarkeit und eine CO₂-Bilanz, die bei nachhaltiger Forstwirtschaft deutlich besser ausfällt als bei fossilen Brennstoffen. Hinzu kommt, dass viele Kommunen durch ein eigenes Biomasse-Heizwerk unabhängiger von Preisschwankungen am globalen Energiemarkt werden. Allerdings geht es in der Praxis nicht nur um den Brennstoff selbst, sondern auch um den technischen Aufbau eines Heizwerks, das diesen Brennstoff sicher und effizient umsetzt.

Die verschiedenen Schritte der Kesseloptimierung sahen so aus:

Ausgangssituation

Sauerstoffüberschuss im Abgas
Im geschilderten Fallbeispiel hatte das Heizwerk ein großes Problem: Bei Volllast musste man sehr viel Sekundärluft einsetzen, um die Brennkammer zu kühlen. Der Sauerstoffgehalt im Rauchgas lag infolgedessen bei rund 12%. Das sogenannte Lambda – das Verhältnis von tatsächlich zu theoretisch benötigter Luftmenge – betrug 2,4. Das ist weit über dem Optimalbereich für einen effizienten Heizwerkbetrieb.

Warum ist dies problematisch? Eine zu hohe Luftzahl bedeutet, dass mehr Luft in den Kessel gelangt, als für die vollständige Verbrennung notwendig wäre. Dies hat zwei Hauptfolgen:
  1. Hohe Verluste im Rauchgas: Wenn zu viel überschüssige Luft einströmt, kühlt sich das Rauchgas stärker ab. Die nachgeschaltete Rauchkondensation kommt nicht mehr an ihren optimalen Arbeitspunkt. Dadurch verschenkt man wertvolle Wärme, die andernfalls genutzt werden könnte.
  2. Erhöhter Brennstoffverbrauch: Ein großer Luftüberschuss führt häufig dazu, dass mehr Energie ungenutzt durch den Schornstein geht. Das mindert die Wirtschaftlichkeit des Heizwerks.

Das Bestreben, die Brennkammer und deren Komponenten vor Überhitzung zu schützen, war zwar verständlich – niemand möchte Schäden am Kessel riskieren. Dennoch stellt ein so hoher Sauerstoffgehalt langfristig eine enorme Effizienzverlust dar. Dies ist im Übrigen ein typisches Phänomen, das man in einer Kesselwärter Ausbildung genauer unter die Lupe nimmt.

Optimierungsmaßnahmen:

Datenanalyse und gezielter Umbau
Um den Zustand zu verbessern, führten wir eine Anlagenbilanzierung durch. Die Praxis zeigt, dass man erst nach einer umfassenden Datenerhebung sinnvolle Maßnahmen definieren kann. Man erfasst hierfür Lastprofile, Brennstoffzusammensetzungen, Abgastemperaturen, Feuchtigkeitswerte und mehr.
Im Anschluss erstellte man ein neues Betriebsführungskonzept, das auf vier wesentlichen Punkten basierte:
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Umbau auf größeren Düsendurchmesser

In der Brennkammer spielen Düsen eine entscheidende Rolle: Sie beeinflussen die Verteilung und das Mischen von Brennstoff und Luft. Ein größerer Düsendurchmesser kann für eine gleichmäßigere Flammenausbreitung sorgen. Dadurch lässt sich der Bedarf an zusätzlicher (kühlender) Luft reduzieren, weil sich die Verbrennung auf einer stabilen Temperaturkurve bewegt.
2

Austausch des vorhandenen Verbrennungsluftventilators

Nicht jedes Lüftermodell passt zu jeder Kesselgeometrie oder zu jeder gewünschten Betriebsweise. Um die Luftzufuhr exakter steuern zu können, wurde der alte Ventilator gegen ein Modell ausgetauscht, das einen größeren Regelbereich aufweist und präziser auf unterschiedliche Lastzustände reagieren kann.
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Nachrüstung einer sekundären Abgasrezirkulation

Dieses Verfahren nimmt einen Teil der bereits verbrannten Abgase und führt sie zurück in den Kessel. Auf den ersten Blick klingt das kontraintuitiv, doch in vielen Biomassekraftwerken ist die Abgasrezirkulation ein wichtiges Mittel, um den Sauerstoffgehalt und die Temperatur zu regeln. Da das zurückgeführte Abgas nur wenig Sauerstoff enthält, kann man den Frischluftstrom reduzieren und damit insgesamt den Sauerstoffgehalt im Abgas senken.
4

Neue Betriebsweise (Fahrweise)

Auf Basis der gesammelten Daten legten wir mit dem Kunden eine neue Fahrweise der Anlage fest. Gerade in Teillastphasen, wenn also nicht die volle Leistung abgerufen wird, kann man die Luftzufuhr deutlich niedriger halten, ohne die Verbrennung zu gefährden. Diese Feinjustierung erfordert eine enge Abstimmung von Kessel, Lüfter und Rezirkulation.

Warum ein niedrigeres Lambda die Ausbeute in der Rauchgaskondensation verbessert

Die Rauchkondensation ist ein Schlüssel, um aus der Biomasseverbrennung noch mehr Wärme herauszuholen. Bei der Verbrennung von Holz entstehen Wasserdampf und Kohlendioxid. Wird das Abgas in einem Wärmetauscher so weit gekühlt, dass der Wasserdampf kondensiert, wird zusätzliche Kondensationswärme freigesetzt. Je nach Anlagenauslegung kann dies einen erheblichen Beitrag zur Wärmeerzeugung leisten.
Bei einem zu hohen Sauerstoffgehalt im Rauchgas leidet jedoch dieser Vorgang: Durch den unnötigen Luftüberschuss ist die Gesamtgastemperatur teils zu niedrig, um den idealen Kondensationsbereich im Wärmeüberträger zu treffen, oder das Feuchte-/Temperaturverhältnis weicht von der optimalen Kondensationskurve ab. Mit einem niedrigeren Lambda hingegen nimmt die Effektivität zu:
  • Das Abgas bleibt wärmer, bis es tatsächlich in die Rauchgaskondensationsanlage gelangt.
  • Die Zusammensetzung des Gases ist besser geeignet, um eine möglichst große Wasserdampffraktion zu kondensieren.
  • Dank exakterer Regelung kann man die Abgastemperaturen gezielt in den Bereich bringen, wo eine hohe Kondensationsrate stattfindet.
Dass sich dies direkt auf die Wärmenutzung auswirkt, belegen die Zahlen aus unserem Beispiel.

Beeindruckendes Ergebnisnis:

Weniger O₂, mehr Wärmeausbeute
Nach Abschluss der Arbeiten hatte das Heizwerk seinen Sauerstoffgehalt im Abgas von 12% auf nur noch 6% gesenkt. Das entspricht einer Verringerung von Lambda 2,4 auf Lambda 1,4. Eine derart deutliche Reduktion zeigte sich vor allem bei Volllastbetrieb. Aber auch in Teillastsituationen konnte die Anlage weiter punkten:
  • Teillast mit 5% Rest-O₂
Während früher bei geringerer Leistung leicht die Gefahr bestand, dass es zu viel Luft in den Kessel zog, läuft die Anlage jetzt wesentlich stabiler.
  • Leistungsfahrt im Januar 2021
Dort sank der Restsauerstoffgehalt bei einer Leistung von rund 1900 kW sogar auf 4%. Das entspricht etwa Lambda 1,3 bis 1,4. Ein solcher Wert zeigt, dass die Regelung bei hoher Leistung perfekt harmoniert.
  • Kondensationsertrag um 80% gestiegen
Die wichtigste Kennzahl für die Betreiber ist der Zugewinn an nutzbarer Wärme. In diesem Beispiel entspricht das zusätzlichen 120 kW Wärmeleistung. Das summiert sich übers Jahr zu beachtlichen Einsparungen bei den Brennstoffkosten und reduziert die CO₂-Bilanz erheblich.

Betreiber, die so ihren Kondensationsertrag steigern, profitieren also gleich mehrfach: Sie sparen Brennstoff, gewinnen mehr nutzbare Wärme, verringern Emissionen und verbessern ihre Wirtschaftlichkeit.

Worauf Betreiber achten sollten

Auch wenn dieses Beispiel zeigt, wie positiv ein solcher Umbau verlaufen kann, sollte man die Herausforderungen nicht aus dem Blick verlieren. Ein paar Punkte sind besonders wichtig:
  • Sicherheit und Temperaturmanagement
Die Reduktion von überschüssiger Luft darf nicht dazu führen, dass der Kessel überhitzt oder Brennstoffreste unvollständig verbrennen. Schließlich muss die Temperatur im Feuerraum präzise gesteuert werden, um weder Schlackebildung noch zu hohe Emissionen zu riskieren.
  • Messtechnik und Steuerung
Nur mit verlässlichen Messdaten lässt sich das Zusammenspiel von Primär‒ und Sekundärluft, Abgasrezirkulation und Brennstoffdosierung so fein justieren, dass die Verbrennung stabil bleibt. Abweichungen in der Messung können schnell zu ineffizienten Fahrweisen führen.
  • Regelmäßige Wartung
Gerade wer einen Kesselwärter Lehrgang besucht hat, weiß, dass Staub, Asche und Ablagerungen die optimale Luftführung stören können. Lüfter, Düsen und Kondensationsanlagen benötigen deshalb eine konsequente Wartung, um dauerhaft so effizient zu arbeiten.
  • Projektkosten und Amortisation
Der Austausch von Anlagenteilen wie Ventilatoren, das Einbauen einer Abgasrezirkulation oder die mechanische Veränderung von Düsen erfordert Investitionen. Betreiber müssen abschätzen, wie schnell sich diese Ausgaben amortisieren. In vielen Fällen ist der Return on Investment jedoch bemerkenswert kurz.

Der Faktor Mensch: Kesselwärter und Fachleute

Moderne Biomasse-Heizwerke arbeiten hochautomatisiert, doch das Personal spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle. Eine fehlerhafte Einstellung kann trotz bester Technik für schlechtere Ergebnisse sorgen. Daher geht es nicht nur um die Technik selbst, sondern auch um Qualifikation und Schulung:
  • Kesselwärter-Ausbildung
Wer täglich mit Kesseln arbeitet, sollte wissen, wie man Luft und Brennstoff richtig einstellt, welche Emissionen zu kontrollieren sind und wie man Abgasrezirkulationssysteme effizient nutzt.
  • Spezialisierte Dienstleister
Oft wird das Fachwissen externer Firmen hinzugezogen, die sich auf Umbauten und Prozessoptimierungen an Biomasse-Anlagen spezialisiert haben. Sie begleiten die Planung, Montage und Inbetriebnahme.
  • Kontinuierliche Weiterbildung
Die Branche entwickelt sich rasant. Neue Kesseltechnologien, intelligente Softwaresteuerungen und strengere Emissionsvorschriften verlangen ständige Anpassungen. Wer up to date bleibt, profitiert am Ende von besseren Ergebnissen und vermeidet Fehlbedienungen.
Kesselwärter bei der Kontrolle der korrekten Verbrennung am Rost durch Prüfung des richtigen Luft-Brennstoff Verhältnisses.
Parallelen zu anderen Kesselanlagen
Der in diesem Blogbeitrag beschriebene Umbau ist kein Einzelfall. Zahlreiche Anlagenbetreiber sehen sich mit ähnlichen Fragen konfrontiert:
  • Wie kann der Luftüberschuss verringert werden, ohne die Prozessstabilität zu gefährden?
  • Inwieweit lohnt sich der Einbau einer Abgasrezirkulation bei bestehenden Kesseln?
  • Welchen Effekt haben solche Maßnahmen auf den Gesamtwirkungsgrad und auf Emissionen?

Ob es ein Biomasseheizkraftwerk, ein kleineres Biomasse‒Heizwerk oder ein Hybridkonzept mit mehreren Wärmeerzeugern ist: Die Grundprinzipien bleiben gleich. Man strebt ein möglichst niedriges Lambda an, um den Brennstoff optimal zu nutzen, und will gleichzeitig die Abgase so behandeln, dass daraus eine hohe Wärmeausbeute resultiert. Auch in der Papierindustrie, Holzverarbeitung oder Lebensmittelproduktion setzt man vermehrt auf solche Technik, wenn Prozesswärme aus Biomasse benötigt wird.
Emissionsfragen und rechtliche Aspekte
Sobald man an Luftzahlen oder Feuerungsbedingungen „schraubt“, muss man mögliche Auswirkungen auf Emissionen im Auge behalten. Gesetze und Verordnungen regeln, wie viel Staub, Kohlenmonoxid oder Stickoxide in die Umgebung gelangen dürfen. Eine Verringerung von überschüssiger Luft hilft zwar häufig, die Emission von Feinstaub und CO zu senken, doch sie kann gleichzeitig die Bildung von NOₓ beeinflussen.
Wer ein Heizwerk betreibt, kennt die Auflagen: Es gibt regelmäßige Messungen durch unabhängige Stellen. Bei geplanten Umbauten sind mitunter Genehmigungsprozesse zu durchlaufen. Zwar ist ein solcher Umbau meist positiv zu bewerten, da er eine bessere Energieeffizienz bewirkt, aber in bestimmten Fällen könnten ergänzende Maßnahmen (z. B. eine NOₓ-Reduktion via Sekundärluftoptimierung oder katalytischen Prozessen) erforderlich sein.
Wirtschaftlichkeit und Förderung
Ein Biomasse-Heizwerk ist eine Investition, die sich über die Jahre hinweg rentiert. Wer den Schritt geht, einen Umbau wie im Fallbeispiel durchzuführen, kalkuliert natürlich die Kosten für Material, Arbeitsstunden und eventuelle Ausfallzeiten. Demgegenüber stehen Einsparungen bei Brennstoff, die Steigerung des Jahresnutzungsgrads, verminderte Emissionen und mehr gewonnene Wärme (bzw. Strom, falls es ein Heizkraftwerk ist).
Zudem existieren in vielen Ländern Förderprogramme, die Investitionen in effizientere und sauberere Energieerzeugung finanziell unterstützen. Das kann die Amortisationszeit erheblich verkürzen. Wer sich intensiv damit auseinandersetzt, erkennt oft, dass sich solche Optimierungen schneller rechnen, als man anfangs denkt.

Zukunftsaussichten für Biomasseheizwerke

Biomasse gilt als wichtiger Baustein in einer nachhaltigen Energieversorgung. Während Solar- und Windkraft vor allem Strom liefern, deckt Biomasse häufig den Wärmebedarf ab. Fernwärme, angetrieben von Hackschnitzel- oder Holzpellet-Kesseln, unterstützt vielerorts eine klimaschonendere Energiepolitik.

Die Technik entwickelt sich dabei laufend weiter:
1. Intelligente Regelungssysteme
In vielen Heizwerken wird zukünftig Software zum Einsatz kommen, die Daten in Echtzeit auswertet und selbstlernende Algorithmen nutzt. Die Luftzufuhr, die Brennstoffdosierung und die Abgasrückführung könnten sich so automatisch an den Betriebszustand anpassen.
2. Kombination mit anderen Technologien
Hybridlösungen, die etwa Wärmepumpen oder Solarthermie mit einbinden, sorgen für eine noch flexiblere und erneuerbarere Wärmeversorgung. Der Biomasse-Kessel deckt die Grund- oder Spitzenlast ab, während andere Systeme bei ausreichendem Sonnenschein oder milden Außentemperaturen übernehmen.
3. Steigende Anforderungen an Effizienz und Emissionen
Klimaschutzziele und Emissionsgrenzwerte werden voraussichtlich weiter verschärft. Wer sein Heizwerk frühzeitig modernisiert, kann sich hier einen Vorteil verschaffen. Eine Anlage, die auch in Teillastbereichen sauber läuft, ist gut gewappnet für die Zukunft.
4. Neue Brennstoffquellen
Neben klassischem Holz werden vermehrt Reststoffe wie landwirtschaftliche Abfälle, Landschaftspflegeholz oder speziell aufbereitete biogene Brennstoffe eingesetzt. Dies setzt eine angepasste Brennraumgestaltung voraus, denn die Feuchte- und Aschegehalte können stark variieren.

Der Umbau im Detail: Wie die Maßnahmen zusammenwirken

Noch ein kurzer Blick auf das „Herz“ dieses Projekts: Die Kombination aus größeren Düsen, präziserem Ventilator und Abgasrezirkulation ist ein Paradebeispiel dafür, wie man in mehreren Schritten das Gesamtsystem verbessert. Keine dieser Einzelmaßnahmen hätte den Effekt allein erreicht – vielmehr kommt es auf das Zusammenspiel an:
  • Größere Düsen: Sie ermöglichen eine bessere Flammenausbreitung und reduzieren die Notwendigkeit, die Flamme zusätzlich zu kühlen.
  • Moderner Ventilator: Sorgt dafür, dass wirklich nur die erforderliche Menge an Frischluft eingespeist wird, sowohl bei Volllast als auch in Teillastbereichen.
  • Abgasrezirkulation: Verringert den Sauerstoffanteil, gleicht Temperaturen aus und macht die Verbrennung stabiler – selbst bei wechselnder Brennstoffqualität oder unterschiedlichen Leistungsanforderungen.

Das Ergebnis ist nicht nur eine Senkung des Lambdas, sondern auch eine höhere Ausfallsicherheit. Sollte es einmal zu kurzzeitigen Schwankungen im Brennstoff kommen, kann die Anlage schneller reagieren, ohne gleich eine überschüssige Menge Frischluft hereinlassen zu müssen.
Nachrüstung-von-größeren-Brennkammerdüsen-in-einem-Biomassekessel
Nachrüstung einer sekundären-Abgasrezirkulation in einem Biomassekessel zur Erhöhung der Effizienz bzw. Steigerung des Kesselwirkungsgrades

Bedeutung für Betreiber und Gemeinden

Kommunen oder privatwirtschaftliche Betreiber profitieren auf vielfältige Weise von solchen Projekten. Eine Steigerung des Kondensationsertrags um 80% wie hier beschrieben heißt in der Praxis: Es steht eine zusätzliche Wärmemenge (hier rund 120 kW) zur Verfügung, die nicht mehr durch den Schornstein entweicht.
  • Finanzieller Effekt: Weniger Brennstoff pro erzeugter Kilowattstunde Wärme, höhere Effizienz beim Verkauf von Fernwärme.
  • Ökologischer Effekt: Geringerer CO₂‒Ausstoß, da mehr Energie aus derselben Brennstoffmenge gewonnen wird und weniger ungenutzte Wärme entweicht.
  • Technischer Vorteil: Stabiler Betrieb sowohl bei hohen als auch niedrigen Lastanforderungen gerade für Heizwerke im kommunalen Bereich, wo der Wärmebedarf saisonal stark schwankt.

Insbesondere in Regionen, in denen Fernwärme ein zentrales Element der Energieversorgung darstellt, ist es daher lohnenswert, die Effizienzpotenziale systematisch auszuschöpfen. Kommunen, die in eine moderne Wärmeinfrastruktur investieren, können somit langfristig Kosten senken und sich vom volatilen Markt fossiler Energieträger ein Stück weit abkoppeln.

Fazit: Schritt in Richtung Zukunft

Dieses Umbauprojekt ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie man das Potenzial eines bestehenden Biomasse-Heizwerks deutlich ausbauen kann. Die Umstellung auf größere Düsen, ein passgenauer Verbrennungsluftventilator und die Implementierung einer sekundären Abgasrezirkulation haben in diesem konkreten Fall zu einer Reduzierung des Lambdas von 2,4 auf 1,4 geführt. Das entspricht einer Absenkung des Sauerstoffgehalts im Rauchgas von 12% auf 6%.
In der Praxis bedeutet das: weniger Brennstoff, weniger Emissionen, höherer Wirkungsgrad und ein um 80% gesteigerter Kondensationsertrag. Dass diese Modernisierung den Betrieb auch bei Teillast stabiler machte, ist ein zusätzlicher Vorteil. Viele Heizwerke kämpfen nämlich genau in diesen Teillastphasen mit erhöhtem Verschleiß, instabilen Temperaturen und suboptimalen Emissionen.
Betriebsleiter, Kesselwärter oder Energieberater können sich an diesem Projekt orientieren, wenn es darum geht, die eigenen Anlagen zu überdenken. Über den Daumen gepeilt lässt sich sagen, dass sich die Investition in solche Umbauten oft binnen weniger Jahre bezahlt macht, spätestens wenn die Energiepreise anziehen oder strengere Auflagen zu erfüllen sind.
Wer die Faszination einer technisch ausgeklügelten Biomasse-Anlage live erleben möchte, sollte unbedingt das oben verlinkte YouTube‒Video ansehen. Auch ein Besuch in einem Heizwerk vor Ort ist zu empfehlen, sofern sich die Gelegenheit ergibt. Viele Menschen sind überrascht, wie groß und vielseitig solche Anlagen sind – von gigantischen Ventilatoren über Steuerungsräume bis hin zu aufwendigen Rauchgasreinigungs- und Kondensationsanlagen.
Alles in allem unterstreicht dieses Beispiel, dass Biomasseheizwerke keineswegs einfache „Holzkessel“ sind, sondern hochmoderne Systeme, in denen Regeltechnik, Thermodynamik und Materialwissenschaften zusammenkommen. Mit der richtigen Expertise und ein wenig Mut zur Veränderung lässt sich ein schon recht gut laufendes Heizwerk auf ein Niveau heben, das Brennstoff spart und zugleich mehr Wärme liefert. Das ist, kurz gesagt, Effizienzsteigerung par excellence.